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29.11.2011 … Nach den Rechten sehen

Nagelbomben-Anschlag auf Asia-Imbiss in Wittenberg (Sachsen-Anhalt) +++ Nazi-Sprüche beim FSV Zwickau: „Terrorzelle Zwickau, olé, olé, olé“ +++ Nazis bedrohen 16-Jährige mitten in der Euskirchener Fußgängerzone.

Die tägliche Presseschau von netz-gegen-nazis.de

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| NSU: Ralf Wohlleben als mutmaßlicher Unterstützer verhaftet

Nagelbomben-Anschlag auf Asia-Imbiss in Wittenberg (Sachsen-Anhalt)
In den letzten Tagen häuften sich bereits rechtsextreme Bedrohungen und Angriffe, nun gibt es die erst mögliche Nachahmer-Tat. Am Sonntag wurde auf einen Asia-Imbiss in Wittenberg (Sachsen-Anhalt) mit eine mit Nägeln und Schrauben gespickte Bombe ein Anschlag verübt. Dabei kam es zu Sachschaden – weil der Besitzer an diesem Tag, anders als sonst, nicht im Imbiss war, um den kommenden Tag vorzubereiten. Die Bombe hat drei Lamellen des schweren Rollladens teilweise zerfetzt und die dahinter liegende, fünf Millimeter starke Scheibe zertrümmert. Die Glassplitter haben sogar im metallenen Abzug auf der gegenüberliegenden Wand Dellen hinterlassen. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Ein politischer Hintergrund wird nicht ausgeschlossen (mz-web, mdr).

Nazi-Sprüche beim FSV Zwickau
Der FSV Zwickau gerät ins Zwielicht: Während des Oberliga-Spiels am Freitagabend gegen Erzgebirge Aue II (3:0) waren im FSV-Fanblock rechtsextreme Gesänge zu hören und Transparente zu sehen. Außerdem zeigt ein Video, wie die Mannschaft in der Kabine gemeinsam „Sieg“ rief und ein Einzelner „Heil“ hinterherschickte, was mit Gelächter kommentiert wurde. Zeitgleich zu diesen Vorkommnissen hatten in der Zwickauer Innenstadt 1.500 Menschen an die Opfer der mutmaßliche rechtsextremen Neonazi-Mordserie erinnert. Wie mehrere Fans versicherten, wurde während des Spiels „Terrorzelle Zwickau – olé, olé, olé“ und „NSU“ gerufen. Beides sind Anspielungen auf die inzwischen bundesweit bekannte Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Im Stadion sollen aber auch der Sprechchor „Wismut Aue – Jude, Jude, Jude“ sowie das antisemitische U-Bahn-Lied zu hören gewesen sein. Michael Voigt vom Fanprojekt Zwickau bestätigte das teilweise. „Ich persönlich habe das U-Bahn-Lied gehört. Es gab allerdings auch Fans, die sich mit deutlichen Worten dagegen gewandt haben“, sagte er dem MDR.(mdr). Der Verein veröffentlichte dazu inzwischen eine selbstmitleidige Stellungnahme (ostfussball.de).

Als Mensch mit Migrationshintergrund in Jena
Derweil hat das Kulturmagazin „aspekte“ im ZDF einen Bericht darüber gemacht, wie es sich für einen Menschen mit Migrationshintergrund anfühlt, in Jena unterwegs zu sein.

Die Stadt ist empört (DerWesten).

Nazis bedrohen 16-Jährige mitten in der Euskirchener Fußgängerzone
Die gerade mal 16-jährige Luisa (Name geändert) ist Mitglied im Kreisvorstand der Linkspartei. Kurz vor 21 Uhr ist sie auf dem Weg nach Hause. Plötzlich in der City, vor der Apotheke, wird sie von zwei Jugendlichen und einem Mann abgefangen. Der Erwachsene trägt Glatze, dazu eine Bomberjacke über dem breiten Kreuz. ?Er baute sich vor mir auf?, erzählt die 16-Jährige. Der Mann, angeblich Chef einer rechtsextremen Gruppe aus Euskirchen, bedroht Luisa. ?Ich sollte mit ihm reden, sonst würden sie uns fertigmachen. Meinen Vater, meinen Bruder, dann mich. Oder sie würden unser Haus anzünden?, so die Schülerin. Der Nazi droht Luisa. Sie soll den Namen einer Frau aus einem Internet-Text der Antifa über rechtsextreme Aktivitäten löschen – sonst greife er an. ?Ich habe aber gar keinen Kontakt zur Antifa?, sagt Luisa. Seit dem Vorfall schläft sie kaum noch, traut sich nicht alleine, auf die Straße. In der Schule werde sie von einer Mitschülerin, die zur rechten Szene gehört, bedroht. ?Sie hat auch einen Artikel über mich in Facebook gestellt und sich darüber lustig gemacht?, erzählt Luisa (Kölner Express).

Dortmund: Neonazis greifen Jugendliche auf dem Weihnachtsmarkt an
Er gilt als einer der bekanntesten Neonazis Nordrhein-Westfalens: Der Dortmunder Sven K. erstach vor sechs Jahren den Punker „Schmuddel“. Jetzt soll der 24-Jährige auf zwei türkische Jugendliche losgegangen sein – auf dem Weihnachtsmarkt. Es soll bloß ein Wortwechsel gewesen sein, der am späten Samstagabend auf dem Weihnachtsmarkt der Ruhrgebietsstadt dazu führte, dass ein halbes Dutzend Männer „in szenetypischer Bekleidung“, so die Oberstaatsanwältin Ina Holznagel, auf zwei Jugendliche losging. „Scheiß Ausländer“ hätten die Angreifer gebrüllt, sagte einer der Attackierten. Dann habe er nur noch „Springerstiefel gesehen“. Der in Deutschland geborene Türke erlitt nach Angaben der Ermittler „beträchtliche Verletzungen“. Zu dem entfesselten Mob gehörte nach ersten Erkenntnissen der Behörden auch ein alter Bekannter der Staatsschützer. Sven K. hatte im März 2005 an einer U-Bahn-Haltestelle den Punker Thomas „Schmuddel“ S. erstochen. Das Landgericht Dortmund, das für den Totschlag später eine Jugendstrafe von sieben Jahren verhängte, erkannte in seinem Urteil, dass der damals 17-Jährige in „seiner sozialen-sittlichen Entwicklung erhebliche Defizite“ aufwies (Spiegel online).

Fürth: Brandanschlag auf Auto von Nazi-Gegner
In der Innenstadt hat das Auto eines jungen Fürthers in Flammen gestanden, der sich stark gegen Neonazis engagiert. Die Polizei spricht von Brandstiftung und hat eine Ermittlungskommission auf die Beine gestellt. Auf einen politischen Hintergrund der Tat wollen sich die Beamten zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht festlegen. Für das Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus ist die Sache daher klar: Es handelt sich um einen weiteren Anschlag von Neonazis. ?Die Terrorserie setzt sich offensichtlich fort?, schreibt das Bündnis in einer Pressemitteilung. In den vergangenen drei Jahren sei dies in Fürth bereits der vierte Anschlag auf ein Auto von Nazigegnern (nordbayern.de).

Glandorf: NPD tarnt sich als Computerclub
Unter dem Deckmantel eines Computerclubs hat die Interessengemeinschaft (IG) Fahrt und Lager versucht, das Heimathaus in Averfehrden anzumieten. Vergeblich. Die IG gehört zur NPD-Jugend. Offensichtlich hat die Organisation versucht, Ende Oktober unter einem falschen Namen das Heimathaus in Averfehrden zu mieten (Osnabrücker Zeitung).

US-Nazi David Duke in Köln festgenommen
Am vergangenen Freitag rief die Neonazi-Gruppierung „Freies Netz Köln“ zusammen mit der Kameradschaft „Sturm Rhein-Sieg“ zu einer Info-Veranstaltung nach Köln. Die selbsternannten „Nationalen Sozialisten“ hatten einen hochkarätigen Gast geladen – den US-Amerikaner David Duke, ehemaliger Anführer des rassistischen Ku-Klux-Klan im US-Bundesstaat Louisiana. Knapp 60 Männer und Frauen aus der rechtsextremen Szene kamen als Zuhörer in das eigens angemietete Lokal am Kölner Stadtrand. Doch noch bevor die Neonazi-Veranstaltung begann, griff die Staatsmacht ein. Dabei ging ihnen David Duke ins Netz – der darf sich nämlich eigentlich im Schengen-Raum nicht aufhalten (Welt).

Polizei löst Feier der rechtsradikalen Szene bei Schmalkalden auf
Eine Feier von etwa 30 Anhängern der rechtsradikalen Szene hat die Polizei in der Nacht vom Samstag zum Sonntag in einer Waldhütte am Roßbach (Schmalkalden) aufgelöst. Wie sich herausstellte, sei die Wanderhütte über die Stadt Schmalkalden für eine private Geburtstagsfeier angemietet worden, so die Polizei. Die eingesetzten Beamten hätten festgestellt, dass auf der Feier Musik mit rechtsradikalem Hintergrund abgespielt wurde. Die Stadt habe daraufhin eine sofortige Beendigung der Veranstaltung verfügt (inSuedthueringen.de).

Deutsche Neonazis lernen in der Schweiz das Schiessen
Schweizer Rechtsextreme organisierten im August ein Schiesstraining in einem Schützenhaus nahe Luzern. Mit dabei waren militante Mitglieder der NPD. Diese unterhält offenbar regen Kontakt in die Schweiz (Tagesanzeiger.ch).

Wir und die Anderen
Thomas Heise hat mehrere Dokumentarfilme über ostdeutsche Jugendliche gedreht und somit Einblicke in deren Leben gewonnen. Er wirft die Frage auf: Ist der Rechtsextremismus wirklich so fremd und unfassbar? (Frankfurter Rundschau)

Deutschlands Rechtsextreme: Die zahlreichen Gesichter der braunen Subkultur
Autonome, Kameradschaften, Rocker – die rechte Szene tritt nicht nur klischeehaft mit Glatze und Springerstiefeln auf. Eine Bestandsaufnahme im Hamburger Abendblatt.

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Rezension Mimi & Els – Stationen einer Freundschaft

 „Angst, dass uns jederzeit dasselbe geschehen kann. Das Klima erinnerte mich ziemlich an die Jahre 34 – 38 in Wien“ Die Freundschaft zwischen Else Pappenheim und Marie Langer im Spiegel ihres Briefwechsels.

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