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23.08.2011 … Nach den Rechten sehen

Ingolstadt: Nazi-Vater erwacht aus Koma +++ Wikileaks-Aussteiger löscht Rechercheergebnisse aus der rechtsextremen Szene +++ Berlin: „Schwabenhass“ als Motiv für angezündete Kinderwägen.

Die tägliche Presseschau von netz-gegen-nazis.de

Ingolstadt: Nazi-Vater erwacht aus Koma
Der Neonazi Anton P. ist laut einem Bericht des Donaukuriers aus dem Koma erwacht. Die Polizei erhofft sich nun Informationen darüber, was am 3. August geschehen ist. An diesem Tag hatte Anton P. sich vor den Augen der Polizei vor einer Waldhütte bei Neuburg zwei Mal in den Bauch geschossen. Neben ihm lag sein erschossener, 23-jähriger Sohn, der sich vermutlich selbst getötet hatte. Der Gefangene ist als Neonazi überregional bekannt. Vier Jahre saß er wegen Waffenhandels und Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz bereits im Gefängnis. Auch die Waffe, die er gegen sich selbst richtete und seinen Sohn getötet hat, ist vermutlich in Tschechien als gestohlen gemeldet (Donaukurier).

Wikileaks-Aussteiger löscht Rechercheergebnisse aus der rechtsextremen Szene
Wikileaks-Aussteiger Daniel Domscheit-Berg hat nach eigenen Angaben mehr als 3500 unveröffentlichte Dateien zerstört, die er beim Verlassen der Enthüllungsplattform mitgenommen hatte, um die Quellen der Dateien nicht zu gefährden. Nach Angaben von Wikileaks enthielt das bis August 2010 zurückgehende Material unter anderem 60 000 E-Mails der rechtsextremen NPD und ?Interna von rund 20 Neo-Nazi-Organisationen?. Das NPD-Material ist allerdings bereits über taz, tagesschau.de und spiegel.de an die Öffentlichkeit gelangt (Tagesspiegel, golem.de, heise.de).

Berlin: „Schwabenhass“ als Motiv für angezündete Kinderwägen
Einst wünschten die Menschen in Prenzlauer Berg nur eine „gute Heimfahrt“ nach Stuttgart. Dann eskalierte der Konflikt zwischen Berlinern und Zugezogenen – und wird nun von Zeitungszusteller Maik D. als Tatgrund angeführt, warum er im Prenzlauer Berg Kinderwägen in Wohnhäusern angezündet hat. Schon seit Jahren entwickelt sich der Konflikt zwischen rassistischen Argumentationen und Gentrifizierungkritik (Tagesspiegel).

Limbach-Oberfrohna: Friedlicher Protest gegen Rechts auf dem „Stay Rebel“-Festival

In Limbach-Oberfrohna haben es nicht-rechte Jugendliche oft schwer, gehört zu werden. Das „Stay Rebel“-Festival am Wochenende sollte sie stärken und ihnen Mut machen. Der Stadt war das doch nur halb geheuer: Kurzfristig zog sie die Festgenehmigung bis 22 Uhr zurück, verkürzte auf 20 Uhr. Die Teilnehmer ließen sich aber nicht ärgern (Freie Presse).

Schwerin: Spontane Demonstration gegen NPD-Stand
Einige Dutzend Menschen haben am Montag auf dem Schweriner Marienplatz spontan gegen eine Kundgebung der NPD demonstriert. Die rechtsextreme Partei hatte einen Infostand zur Landtagswahl am 4. September aufgebaut, NPD-Fraktionschef Udo Pastörs hatte eine Rede gehalten (Ostseeblick Nienhagen).

Die antidemokratischen Kandidaten der NPD in Mecklenburg-Vorpommern
7,3 Prozent der Zweitstimmen bei der Landtagswahl 2006 bedeuteten auch sechs Sitze für die NPD im Schweriner Schloss, die damit in Fraktionsstärke im Parlament vertreten war. Sechs Abgeordnete, die unterschiedlicher kaum sein konnten. Endstation Rechts betrachtet jetzt in einer Themenwoch, wer da eigentlich so im Landtag sitzt.

Warum die NPD in MV so akzeptiert ist
Und noch einmal Mecklenburg-Vorpommern: „Braun gehört zu bunt dazu!“ heißt Dierk Borstels Buch über das Verhältnis von Demokratie und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern. Wie der Autor im Interview berichtet, basiert der Titeldie Aussage eines nicht rechtsextremen Bürgers bei einer rechtsextremen Demo gegen die Sozialreform in Anklam. Borstel: „Es ist ein Zeichen dafür, dass dort die NPD auf gleicher Ebene im politischen Spektrum, wie andere Parteien empfunden wird. Es ist Ausdruck der Normalisierung und einer fehlenden Distanz zur rechtsextremen Szene“ (mut-gegen-rechte-gewalt.de).

Provokation gegen Provokation: „Gas geben“ mit Jörg Haider
Als die NPD in Berlin vor dem Holocaust-Mahnmal „Gas geben“ plakatierte, erweckete sie die kreativen Geister der „Partei“ von Ex-„Titanic“-Macher Martin Sonneborn. Die kontert nun mit Plakaten, die das zerstörte Auto des österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider zeigen. Sonneborn: „Der Mann hat auch Erfahrung mit ‚Gas geben‘.“ (DerWesten, Tagesspiegel).

Bulgarische Azubis in Bayern
Ein Landkreis im tiefsten Niederbayern will Musterbeispiel für Deutschlands Zukunft sein: Weil in Deggendorf Fachkräftenachwuchs fehlt, haben Politiker und Unternehmer Azubis aus Bulgarien angeworben. Auf dem Papier sieht das gut aus – doch im Alltag ist es nicht so einfach. Aber das Ziel ist für alle klar: Die Jugendlichen sollen nach der Ausbildung bleiben – und integriert sein (Spiegel online).

Familie Türköz wird deutsch
Vor 50 Jahren kamen die ersten türkischen Gastarbeiter nach Deutschland ? nicht viele wurden heimisch. Metin Türköz fing als Schlosser bei Ford an, sein Sohn wurde Manager, die Enkelin wird studieren. Wie haben sie das geschafft? Tolles Lesestück auf ZEIT online.

NS-Symbole, Mayonnaise und Kot in der Gartenlaube
In Duisburg-Marxloh verwüsten Unbekannte Gartenlauben. Sie reißen nicht nur alles Mobiliar um und verschmieren Mayonnaise und Kot, sondern schmieren auch NS-Symbole (DerWesten)

Bayern startet Internetportal gegen Linksextremismus
Die linksextremistischen Straftaten in Bayern sind auf dem Vormarsch. Jetzt will das Innenministerium im Internet über Linksextremismus aufklären: www.bayern-gegen-linksexremismus.de (Welt, Kanal 8, BR).

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Comic-Zeichner Nils Oskamp „Klare Kante gegen rechts“

Am Samstag eröffnet der Comic-Zeichner Nils Oskamp in der neurotitan gallery in Berlin-Mitte die Ausstellung zu seinem Titel „Drei Steine“, welcher in Kooperation mit der Amadeu Antonio Stiftung herausgegeben wurde. Die Ausstellung ist multimedial angelegt: neben zahlreichen von Oskamps Originalzeichnungen und Studien gibt es Fotos von Maria Zarada, die seine Vortragsreisen an Schulen begleitet hat. Außerdem gibt es an einer Medienstation Interviews mit der bekannten „Nazi-Jägerin“ Beate Klarsfeld, TV-Berichte über das Buch zu sehen, sowie Reden und Vorträge zu hören.

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