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02. Mai 2011 … Nach den Rechten sehen

Diverse Neonazi-Veranstaltungen zum 1. Mai ohne viel Außenwirkung +++ Übergriff vor Maikundgebung in Husum +++ „Kategorie C“ gibt überraschendes Konzert in Stadthagen.

Die tägliche Presseschau von netz-gegen-nazis.de

Greifswald: Neonaziaufmarsch blockiert

Ein Aufmarsch der rechtsextremen NDP zum 1. Mai in Greifswald ist von mehr als 1000 Gegendemonstranten massiv behindert worden. Es dauerte knapp zwei Stunden, bis sich die rund 300 Rechtsextremisten am Sonntag überhaupt in Bewegung setzen konnten. Die Polizei zählte insgesamt zwölf Blockaden, die den Zug immer wieder stoppten. Zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam es bis zum Nachmittag nicht. In der Nacht zu Sonntag hatte es in der Stadt Attacken mit vermutlich rechtsextremem Hintergrund gegeben. Nach Angaben der Polizei wurden drei junge Leute von zwei Männern geschlagen und getreten. Ein 19-Jähriger musste mit Kopfverletzungen in eine Klinik gebracht werden. Zuvor hatten etwa zehn vermutlich Rechtsextreme teils maskiert und mit Stöcken bewaffnet sechs Mitglieder der DGB-Jugend angegriffen, die Plakate anbringen wollten (Hamburger Abendblatt, taz, Endstation rechts, Video, Video von webmoritz).

Bremen: NPD-„Sozialkongress“ floppte

Der NPD-„Sozialkongress“ am 30. April 2011 litt unter geringer Teilnehmerzahl. Nur 185 NPD-Anhänger fanden sich ein – und auch von denen reisten noch viele von außerhalb an. 4.000 Gegendemonstranten prostierten gegen die rechtsextreme Veranstaltung. Bremer Innenminister fordert im Nachklang NPD-Verbot: „Man braucht keine V-Leute, um zu wissen, dass diese Partei verfassungswidrig ist.“ (Weser-Kurier, mit Video, Endstation rechts, ZEIT online, bnr.de).

Heilbronn: 740 Neonazis vs. 5.000 Gegendemonstranten

740 Neonazis sind am Sonntag in Heilbronn aufmarschiert, nach einem juristischen Tauziehen in den vergangenen Tagen. Rund 5000 Menschen protestierten friedlich gegen die Großdemo der Rechtsextremen. Am Morgen hatte die Polizei eine Sitzblockade aufgelöst und kurzzeitig rund 450 Gegendemonstranten in Gewahrsam genommen (Nonstop News, Stuttgarter Nachrichten, Stimme).

Halle: 650 Kameradschaftsnazis

Etwa 2.000 Menschen haben am Sonntag in Halle friedlich gegen einen Aufzug von Rechtsextremisten demonstriert. Neonazis der sogenannten „Freien Kräfte“ hatten eine Demonstration angemeldet, zu der laut Polizei etwa 650 Teilnehmer aus mehreren Bundesländern nach Halle gereist waren (mz-web).

Stadthagen: Überraschungskonzert von „Kategorie C“ bei den Rockern der „Red Devils“

Ein Konzert der bei Neonazis und Hooligans beliebten Band „Kategorie C – Hungrige Wölfe“ bei den Rockern der Red Devils in Stadthagen hat am Sonnabend zu einem Großeinsatz der Polizei geführt. Für den Auftakt ihrer Deutschland-Tournee Band das Klubhaus der ?roten Teufel? ausgesucht – angemeldet hatte das aber keiner (WAZ-online).

Husum: Neonazi-Randale vor DGB-Kundgebung – unter „Polizeibeobachtung“

Neonazis haben vor der Maikundgebung in Husum randaliert. Gegen 9.30 Uhr, rund eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn, zog eine Horde schwarz gekleideter und teils vermummter Neonazis über das Gelände vor dem Husumer Speicher, zerstörte die Infostände, warf zwei Stühle ins Hafenbecken und verletzte einen Teilnehmer der Partei die Linke aus Flensburg. Interessant: Der Polizei waren die Nazis laut Pressebericht schon um 8.30 Uhr aufgefallen und ihre Autos wurden „begleitet“ – zum Eingreifen hat es bei der Gewalt offenbar nicht gereicht. Allerdings wird als „Erfolg“ vermeldet, „fast alle“ Autos seien später gestoppt worden, um die Personalien festzustellen (shz.de, II).

Jamel: Fahrradtour gegen Rechtsextremismus

100 Teilnehmer aus Nordwestmecklenburg und Wismar haben sich gestern an einer Fahrradtour gegen Rechtsextremismus beteiligt und das von NPD-Abgeordneten und -Anhängern bewohnte Jamel durchquert. In Jamel wurde der Tourenweg durch fünf Polizeibeamte gesichert. Fahrradfahrer berichteten, von Bewohnern aus Jamel gefilmt und fotografiert worden zu sein. ?Es waren mehr rechte Anhänger im Dorf, als wir gedacht hätten. Passiert ist aber nichts?, sagte Uwe Wandel, Bürgermeister der Gemeinde Gägelow, zu der Jamel gehört (Ostsee-Zeitung).

Leipzig: 5.000 bei Courage-Festival gegen Rechtsextremismus

Das bereits zum 14. Mal veranstaltete Open-Air-Festival auf der alten Messe war mit Bands wie „Mutabor“, „Rainer von vielen“ und „Dota und die Stadtpiraten“ das Konzert gegen Rechtsextremismus erneut ein voller Erfolg: Rund 5.000 Besucher fanden sich am Abend vor der Bühne ein. Erstmals wurde in diesem Jahr der mit 300 Euro dotierte Preis ?Couragiert in Leipzig!? vergeben. Ausgezeichnet wurde damit Mouctar Bah, Mitbegründer der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh. Er war die treibende Kraft dahinter, dass der Prozess um den Tod des Asylbewerbers neu aufgerollt wird. Auch Marco Helbig wurde für seine Musikprojekte zum Thema Rassismus mit dem neuen Preis geehrt. (LVZ, Leipzig Fernsehen).

Tschechien: Blockaden verhindern, dass Neonazi-Demo durch Roma-Viertel zieht

Etwa tausend Menschen sind am 1. Mai gegen einen Neonazi-Aufmarsch in Brünn auf die Straße gegangen. Rund 500 Rechtsextremisten mussten auf Anraten der Polizei ihre Route durch die zweitgrößte tschechische Stadt ändern. Die Rechtsextremen wollten ursprünglich durch einen von vielen Angehörigen der Roma-Minderheit bewohnten Stadtteil ziehen. Der Weg dorthin wurde von den Gegendemonstranten blockiert (Kleine Zeitung).

Polizeigewerkschaft beklagt Verrohung

Zum Tag der Arbeit hat die Polizeigewerkschaft GdP eine zunehmende Radikalisierung der Bürger beklagt und ein Verbot der rechtsextremen NPD gefordert. Arbeitslosigkeit, Perspektivmangel und Existenzangst bei vielen Menschen hätten zur Folge, dass sich große Teile der Gesellschaft immer weiter vom demokratischen Grundkonsens entfernten und die Gewaltbereitschaft steige, sagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Bernhard Witthaut, bei einer DGB-Kundgebung in Saarbrücken (Volksfreund).

Medienkritik: Hitler sells und wen interessiert Dachau?

Eine Kritik zum Dokumentarfilmprojekt „Ein Tag schreibt Geschichte auf VOX am 30.04., das der Autor als „Telenovela aus dem Führerbunker“ empfand (Campus Web).

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