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Engagierte Blockierer verhindern Naziaufmarsch in Dresden – wie war es bei den Nazis?

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Grandioser Erfolg für die Zivilgesellschaft in Dresden: Tausende engagierter Blockiererinnen und Blockierer protestierten durch Anwesenheit auf der Straße gegen neonazistische Hass-Ideologie und verhinderten, dass rund 5.000 Neonazis den Vorplatz des Neustädter Bahnhofs verlassen konnten. Damit konnte erstmals der Neonazi-Aufmarsch am 13. Februar verhindert werden, der als größter Europas gilt – wenn er auch in diesem Jahr rund 1.000 weniger Teilnehmer hatte als 2009.

Zeitgleich äußerten in der Dresdener Altstadt über 10.000 Menschen durch ihre Teilnahme an einer symbolischen Menschenkette ihre Ablehnung der menschenfeindlichen Nazi-Ideologie. Ihnen allen ist allerdings gemeinsam: Sie konnten diejenigen nicht sehen, gegen die sie die Demokratie verteidigten. Dabei waren wieder alle Spielarten des parteigebundenen, neonazistischen, völkischen und subkulturen Rechtsextremismus nach Dresden gereist und damit auch Wert, einen Blick auf die angesagten Symboliken der Szene zu werfen.

Wobei den Rechten schon dies schwerfiel: Durch zahlreiche Vorkontrollen verlief die Anreise für sie äußerst schleppend. Die Polizei nahm sich auch Zeit, intensiv zu beraten und einige Demonstrationsteilnahmewillige wegen falschen Schuhwerks wieder nach Hause zu schicken. Zum anvisierten Demonstrationsbeginn um 12 Uhr waren erst rund 450 Menschen auf den Sammelplatz vor dem Neustädter Bahnhof vorgedrungen. Auch wenn die Zahl der Versammlungsteilnehmer kontinuierlich stieg – zum Teil sprunghaft durch 1.000er-Gruppen von Neonazis, die durch die Stadt zum Hauptbahnhof vorstießen: Am Ende kamen „nur“ rund 5.000 Nazis zusammen – deutlich weniger als 2009, als es 6.000 waren.

Die Versammmlung selbst ließ Schwung vermissen. Sporadisch gab es Wagner-Musik vom Band. Zwar waren zahlreiche prominente NPD-Kader vor Ort – Udo Voigt etwa, Peter Marx und Frank Franz, auch Matthias Faust von der DVU ließ sich blicken. Doch auf der Bühne durfte nur „Barde“ Frank Rennicke erst den Einheizer und später, als die Stimmung explosiver wurde, den Launebären machen. Ansonsten gehörte das Mikrophon wenig mitreißenden Vertretern der „Freien Kräfte“, die übliche Plattitüden der Nazis zum Thema 13. Februar mehr oder weniger lebendig vom Blatt lasen.

Auch als Außenstehenden schon dämmerte, dass eine Demonstration in absehbarer Zeit wohl nicht zu realisieren war – den Blockaden sei Dank – dauerte es noch recht lange, bevor die Nazis auf die Idee kamen, die mitgebrachten Fahnen zu schwenken oder revisionistische Transparente zu entrollen. „Stimmung“ kam erst kurz vor Auslauf der angemeldeten Demo-Zeit – 17 Uhr – auf. Für Sprechchöre ließen sich da viele Teilnehmer begeistern – neben „Wir wollen marschieren“ und „Der deutschen Jugend die Straße frei“ auch gern ein kerniges „Nationaler Sozialismus!“ „Jetzt“ oder – besonders beliebt -das bis zur Albernheit unpassende „Wir sind das Volk“. Auch verbotenes HDJ-Liedgut war zu hören.

Einigen Nazi-Teilnehmern ging währenddessen die von den Demoanmeldern gern beschworene Anlass des Treffens verloren. Flaschen und Böller flogen aus der Menge, Nazi-Ordner rangelten mit ausbruchswilligen „Kameraden“ und am Mikrofon wurde flehentlich um „Trauerstimmung“ gebeten. Trotzdem fügten sich viele dann erst einmmal in ihr Schicksal, wurden ab 17 Uhr in Zügen aus der Stadt befördert.

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