Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

Brexit – und Nazis und Rechtspopulist_innen feiern

Von|
Eisbrecher oder Titanic? Die AfD Bayern feiert den Brexit. (Quelle: Screenshot Facebook, 24.06.2016)

 

Erste Analysen zur Wahl zeigen übrigens ähnliche Muster wie in ganz Europa zum Rechtspopulismus: M;enschen, die sich abgehängt fühlen, suchen ihr Heil in Abschottung und Nationalismus, auch wenn ihnen dass persönlich eher schaden als nützen. Für den Austritt gestimmt haben England und Wales, der Süden Großbritanniens, verbleiben wollten Schottland, London und Nordirland. Die Brexit-Befürworter stammen aus dem ländlichen Raum, die ältere Generation stimmte am meisten für den Brexit – die, wie eine Twitter-Grafik schön aufführt, am wenigsten lang mit der Entscheidung zu leben haben (vgl. Spiegel Online).

 

 

I risultati del sondaggio @YouGov per fasce d’età (e per aspettativa di vita…) #EUref #brexit #maratonabrexit pic.twitter.com/7hBca87oYz

— YouTrend (@you_trend) June 23, 2016

 

Die AfD hat das offenbar am besten vorbereitet und feiert nun schon auf allen Facebook-Kanälen – achten Sie mal auf die Sprache und die „Argumente“.

Erdbeben, historisch, nicht alternativlos -> emotionale Sprache, aber noch recht harmlos. 

Die AfD Bayern hat sogar schon ein Titelbild dazu gebaut – auch wenn dieser Eisbrecher auch an die Titanic erinnert… Aber die AfD Bayern meint das natürlich positiv und freut sich, dass „nicht demokratisch zustande gekommene Strukturen wie die EU“ keinen Bestand hätten (Argument: Demokratie als undemokratisch darstellen). Weil „das Volk“ nicht dahintersteht (Argument: Völkische Ideologie).

Sehr freut sich auch die AfD-Europa-Abgeordnete, die aus dem EU-Parlament die EU bekämpft. Sie sieht einen „Independence Day“ und auch „das Volk“. Diesmal möchte sie aber keinen Schießbefehl, sondern einen Rücktritt.

Da ist die natürlich nicht die Einzige in der AfD-Prominenz. Bundesvorsitzende Frauke Petry freut sich auch:

Sie hofft auf weitere „europäische Völker“, die sich ihre „Souveränität zurückerobern“. Und wünscht sich offen ein „Europa der Vaterländer“ -> ein Terminus, der im neurechten und rechtsextremen Ethnopluralismus schon lange Usus ist und nun offenbar Petry  als gesellschaftsfähig erscheint.

Björn Höcke freut sich auch, aber er hat gleich ein Video gedreht:

Darin sagt er, die Briten seien Vorbilder und er wolle die „Deutschland abschaffende Camarilla in Berlin“ in den „unverdienten politischen Ruhestand“ schicken. „Camarilla“ liest man derzeit oft in neurechten Beiträgen – laut Wikipedia kommt der Begriff aus dem Spanien des 19. Jahrhunderts und meint „eine Günstlingspartei, die ohne Befugnis und Verantwortung Einfluss auf die Entscheidungen eines Herrschers ausübt, also den offiziellen Regierungsorganen nicht angehört.“ Also Auskenn-Sprech für die, die sich als wie auch immer geartete eingeweihte „Elite“ fühlen wollen. 

Der Kommentator ist auch interessant (-> EU = Diktatur)

Derweil ist die AfD Berlin auf Twitter stolz – aber darauf, „Europäer zu sein“. Hm.

Die Junge Alterantive, die Jugendorganisation der AfD, ist immer etwas expliziter als die Partei. Sie feiert auch:

Sie sehen den Anfang vom Anfang einer „demokratischen Auflösung der EU“. Und in logischer Konsequenz dazu gleich mal den 

Hier wird mal wieder das „Argument“ hervorgekramt, man werde in Brüssel fremdbestimmt -> EU-Zentralismus.

Und die NPD? Die freut sich auch. Das klingt auch gar nicht so anders:

Aber viele, viele Schlüsselwörter der Bewegung auf wenig Raum:

Das „Europa freier und souveräner Völker“ (Ethnopluralismus)EU ist „autokratisch“ (wie viele der NPD-Anhänger_innen verstehen das?) und „demokratiefeindlich“ (ah, wieder Demokratie ist demokratiefeindlich)Maulen über „fehlende“ Volksabstimmungen in DeutschlandSPD-Bashing (natürlich ohne die Leser_innen mit Sachangaben zu belästigen)Und in den Kommentaren das hübsche „eine Monarchie zeigt wie eine Demokratie funktioniert“. Ähem.

Hier erscheint wieder die EU-Diktatur / Eurokraten-Diktatur.Brexit als „Dominostein“ für den Anfang vom EndeWunschbilder: „Herr im eigenen Haus“ sein und „Ausländerzustrom begrenzen“Ein „Jubeltag“ für die „Anhänger eines Europas (…) freier Völker)“.

 

Der rechtspopulistische Blog PI-News freut sich natürlich auch:

Hier wir der „Anfang vom Ende der EUdSSR“ gefeiert (-> eine andere Metapher für Demokratiefeindlichkeit, „diktatorisch“ kommt auch noch vor)gegen „EU-Bonzen“ gehetzt (-> Elitenfeindlichkeit)

Wie immer sind bei PI allerdings am unterirdischsten die Kommentare. Dort liest man etwa das hier:

Eine Welt von Verschwörung, in der eine „linksgrüne Minderheit“ und „Buchmacher“ manipulieren und Auftragsmorde vergeben werden. Hier werden Argumente wohl nicht mehr auf fruchtbaren Boden (oder Hirn) stoßen.

Er wird in diesem Forum viel Zustimmung für die so nachdenklich vorgetragenen These des gefakten Zustimmungswertes finden.

Und der #Brexit ist natürlich eine Gelegenheit für Rassismus. Zumindest für „eule54“.

 

In den rechtspopulistischen Lagern der anderen Ländern Europas ist die Stimmung natürlich ähnlich. Dazu hat der Guardian eine Analyse geschrieben (englisch):

https://www.theguardian.com/world/2016/jun/24/european-far-right-hails-britains-brexit-vote-marine-le-pen

Marine Le Pen und Geert Wilders träumen von #Franxit und #Nexit. Kreativität haben die nicht so zu bieten…

http://m.oe24.at/welt/Auch-Frankreich-und-Niederlande-wollen-austreten/240842036

 

Weiterlesen

2013_a_Hamburg

Die extreme Rechte in Hamburg 2013 Kaum wahrnehmbar und doch beunruhigend aktiv

In Hamburg zeigt sich die extreme Rechte eng vernetzt und aktiv – auch wenn die Öffentlichkeit davon nur selten etwas mitbekommt. Anknüpfungspunkte könnte hier die Instrumentalisierung der Flüchtlingsdebatte bieten.

Von Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus Hamburg (MBT HH), November 2013

Von|
Eine Plattform der